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„HOFFNUNG IST NICHT DIE ÜBERZEUGUNG, DASS ETWAS GUT AUSGEHT, SONDERN DIE GEWISSHEIT, DAS ETWAS EINEN SINN HAT – EGAL WIE ES AUSGEHT.“

Diesen weisen Spruch sagte Vaclav Havel und ich vermute, er sagte es zur Zeit des Endes des Eisernen Vorhanges. Was hat das mit dem Kinderwunsch zu tun? Auf den ersten Blick nicht allzu viel. Aber auf den zweiten dann doch. Sehr viel sogar.

Ich habe mich die letzten Wochen sehr intensiv mit dem Abschied vom Kinderwunsch nehmen beschäftigt. Ich hatte einige Kundinnen, die dieses Thema mit mir bearbeitet haben und die ich auf ihrem Weg in ein glückliches Leben ohne Kind auch weiterhin begleiten darf. So kam‘ es, dass ich mich wieder einmal intensiv mit diesen Fragen beschäftigt habe. Und im Kern ist es doch so, dass es – wie bei den meisten der großen Lebensthemen – darum geht, sich selbst in einer Situation zurecht zu finden… …ob sie nun ersehnt ist (ja, auch das ist eine Anpassungsaufgabe) oder nicht. Wir gehen automatisch immer davon aus, dass wir, wenn sich ein Wunsch nicht erfüllt, wir traurig sein müssen und uns so fühlen. Das Belohnungszentrum in unserem Gehirn sendet uns die Botschaft „Ziel nicht erreicht“ und *bang!*.

Aber ist dem wirklich so, dass sich dieser vermeintliche Automatismus nicht ummünzen lässt? Ich denke schon, dass das geht. Und ich weiss es aus dem eigenen Erleben. Wir sind oftmals zu schnell in unserer Bewertung und übernehmen das, was wir „erleben“, hin. Dabei steckt in dem Wort erleben auch das Wort LEBEN. Ja, das was wir erleben ist unser Leben! Und genau so ist es doch: UNSER LEBEN! Wollen wir das vergeben oder wollen wir es in die Hand nehmen, uns am Schlafittchen packen und unsere Wahl treffen?! Ich schon. Du auch?!

Wie wir mit einer Situation, die wir erleben, umgehen, lässt sich beeinflussen. Die Resilienzforschung ist hier schon recht weit gekommen. Der Glücksfaktor, den wir für uns selbst empfinden, hängt auch unmittelbar damit zusammen, wie aktiv wir unser erleben in die Hand nehmen, uns nach Niederlagen wieder aufrichten und nach vorne blicken können.

Wir müssen uns nicht auf die vermeintliche leere Hälfte des Glases fokussieren! Nein, wir können uns auch entscheiden, uns dem zuzuwenden, was wir haben. Was da ist. Was gut ist. Und wenn das gelingt, steigt die Hoffnung. Oder wie Vaclav Havel sagte „es hat einen Sinn“. Ich weiss, dass Isa vom Blog Wonderland hier sehr wertvoll sagt, dass es hilfreicher ist, dem abstrakten „alles hat einen Sinn“ lieber ein „ich bin hier richtig“ entgegen zu setzen. Ich stimme ihr da zu. Warum? Weil der Spruch „es hat einen Sinn“ zwar vielleicht für Manche kraftvoll ist – aber nicht für alle. Weil er nicht selbstgewählt sondern „übergestülpt“ ist. Weil er dem Gehirn sagt, dass wir fremdbestimmt sind und nicht aktiv eine Wahl getroffen haben. Mein „es hat einen Sinn“ war und ist dieser Satz „ich habe gewählt“. Denn ja, ich denke, man hat immer eine Wahl.

Das scheint bei einem unerfüllten Kinderwunsch auf den ersten (und vielleicht sogar zweiten) Blick nicht so zu sein. Aber doch – ja, ich hätte gerne Kinder bekommen. Habe ich aber nicht. Und ja, die Zeiten waren heftig, in denen ich eine Wahl treffen musste: Möchte ich „in Sack und Asche gehen“, weil sich mein Wunsch, meine Hoffnung, meine Sehnsucht nicht erfüllt hat. Möchte ich das. Und die Antwort war eindeutig „nein“. Ich wollte mir nicht das Recht auf ein glückliches Leben nehmen lassen. Und das habe ich auch nicht. Ich bin in die Tiefen meiner Welt, meines Ichs abgetaucht und habe so lange dort nach Halt und Hoffnung gesucht, die es mir ermöglichen, wieder aufzutauchen aus der Trauer und mich dahin zu begeben, wo die Sonne scheint. Und ich habe es gefunden. Mein Licht ist meine Tätigkeit: Aus dem unerfüllten Kinderwunsch Gutes erwachsen zu lassen und Menschen dabei zu helfen, genau diesen Weg, den ich gegangen bin, auch gehen zu können. Ich helfe als Coach Menschen dabei, aus ihrer Dunkelheit ins Licht zu gehen – dahin, wo das Leben wieder schön und hell und fröhlich für sie ist. Ich glaube, ich mache das ganz gut. Ich glaube, ich habe nicht nur für mich Wege gefunden, die Resilienz (wir erinnern uns: Die Fähigkeit, sich selbst wieder aufzurichten) zu stärken, Hoffnung zu geben. Hiermit wäre die Frage nach dem eigenen Aufrichten beantwortet und gleichzeitig noch die Frage nach dem, was ich zu geben habe (Merci, Isa!).

Kinderlos zu sein bedeutet nicht, die Chance auf ein glückliches Leben zu vergeben. Kinderlos zu sein bedeutet für mich, zu wissen, dass es dennoch ein glückliches Leben geben kann. Nicht selbst gewählt – aber nun selbst genutzt! Mit viel Sinn – den man selbst entdecken und gestalten darf. Vielleicht sogar früher als andere Menschen, die sich diese Frage i.d.R. erst zur Midlifecrisis stellen. Wir haben eine besondere Chance, unsere Ziele neu zu definieren, unser Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Das ist doch schön, nicht wahr?! Und da ist dann irgendwann auf einmal aus der Hoffnung ein – selbstgewählter – Sinn… und mit diesem wird das kinderlose Leben ein kinderfreies, glückliches Leben. Welch‘ eine Chance, die Du gestalten kannst, wie es Dir passt!!